„Nur zusammen kommen wir auf 100”: Mit einer demonstrativen Kürzung ihres Logos um 27 Prozent beteiligt sich die IHK für Oberfranken Bayreuth an der DIHK-Aktion für Weltoffenheit und Vielfalt in der deutschen Wirtschaft.
Nr. 4675926
07.05.2024

IHK für Oberfranken Bayreuth intensiviert Zusammenarbeit

Neue Kooperationsvereinbarung 20 Jahre nach EU-Osterweiterung

Die Zusammenarbeit zwischen den IHKs in Bayreuth, Regensburg, Chemnitz, der Wirtschaftskammer Karlsbad sowie der Deutsch-Tschechischen IHK soll auf ein neues Level gehoben werden - das ist das erklärte Ziel aller Beteiligten. Die entsprechende Ratifizierung einer Kooperationsvereinbarung erfolgt 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung in Bad Elster.


Die neue Kooperationsvereinbarung hat das Ziel, den gemeinsamen Wirtschaftsraum noch mehr zu stärken. "Die Unterzeichnung stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Regionen im deutsch-tschechischen Grenzraum dar", macht Dr. Michael Waasner deutlich, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sollen profitieren
"Die unterzeichnenden Partner - die Wirtschaftskammer Karlsbad, die IHK Chemnitz, die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer und die IHK für Oberfranken Bayreuth - sind sich einig: Die vertiefte Zusammenarbeit wird insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen zugutekommen", so Dr. Waasner. Die Kooperation ermöglicht einen noch stärkeren Austausch von Erfahrungen und Knowhow sowie die Bildung von Netzwerken zwischen den Mitgliedsunternehmen der Kammern.

Die Bayreuther Kammer etwa pflegt bereits seit der Grenzöffnung 1989 enge und partnerschaftliche Beziehungen mit den Partnerkammern in Karlsbad und Chemnitz. "Längst hat sich die EU-Osterweiterung vom 1. Mai 2004 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, betont Dr. Waasner. "Mit der neuen Kooperationsvereinbarung wollen wir die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen allen Partnern auf ein neues Level heben.
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind Nordostbayern, Böhmen und Sachsen immer mehr zusammengewachsen, nicht zuletzt dank der intensiven grenzüberschreitenden Wirtschaftsverflechtungen.

Nachbarn sind herausragende Handelspartner geworden
"Längst ist Tschechien einer unserer wichtigsten Handelspartner geworden", macht Janina Kiekebusch deutlich, IHK-Referentin für europäischen Handel und EU-Politik. "Die bayerischen Exporte sind seit dem Jahr 2000 um 220 Prozent gestiegen, die Importe sogar um 332 Prozent. Tschechien steht bei den bayerischen Exporten mittlerweile auf Rang 10, bei den Importen auf Rang 4."

Der Blick über die Grenze zeigt, dass Deutschland sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten wichtigster Handelspartner der Tschechischen Republik ist.

Gemeinsam vielfältigen Herausforderungen begegnen
Dr. Waasner: „Die Zusammenarbeit zielt darauf ab, den gemeinsamen Herausforderungen zu begegnen und dabei die regionalen Wirtschaftspotenziale auf beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze effizienter zu nutzen und den gemeinsamen Wirtschaftsraum widerstandsfähiger zu gestalten.

Die Partner streben in der neuen Kooperationsvereinbarung eine intensivere Vernetzung von Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Ausbildung sowie Lieferketten an, um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung über die Grenzen hinweg zu fördern. Dr. Waasner: "Die Verbesserung der grenzüberschreitenden Kommunikation und des Informationsaustausches, die stärkere Verflechtung von Unternehmen und Lieferbeziehungen sowie eine durchlässigere Grenzgestaltung sind zentrale Ziele dieser Kooperation." Zudem sollen Projekte im Bereich Bädertourismus, Energie und Infrastruktur vorangebracht werden.

"Die Unterzeichnung der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen unseren Regionen. Wir sind überzeugt, dass wir durch die enge Zusammenarbeit die wirtschaftliche Entwicklung, die Resilienz und die Wettbewerbsfähigkeit auf beiden Seiten der Grenze nachhaltig fördern können, so Dr. Waasner.
 

Foto: Miroslav Nový


 
03.05.2024

Bahn: Region pocht weiter auf Elektrifizierung

Über 100 hochrangige Vertreter fordern grenzüberschreitende Ertüchtigung

Karlsbad. 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung lässt der Ausbau einer gemeinsamen Schienen-Infrastruktur zwischen Bayern, Tschechien und Sachsen noch immer auf sich warten. Die beteiligten Regionen kämpfen aber weiter unermüdlich für einen Ausbau.


Über 100 hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung der IHKs für Oberfranken Bayreuth und Nürnberg für Mittelfranken, der Wirtschaftskammer der Region Karlsbad, der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung in der Logistik-Agentur Oberfranken e.V., des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes, dem Landkreis Wunsiedel und der Interessensgemeinschaft Elektrifizierung Nürnberg-Bayreuth-Cheb zu einem internationalen Verkehrsgipfel nach Karlsbad, an der auch die Verkehrsminister aus Tschechien und Bayern und die Verkehrs-Staatssekretärin aus Sachsen teilnahmen sowie Vertreter der Handwerkskammer für Oberfranken, der IHK Chemnitz und der IHK Dresden.

"Karlsbader Erklärung" fordert Infrastrukturausbau
In einer gemeinsamen "Karlsbader Erklärung" appellieren die Repräsentanten der Region an die Regierungen in Berlin und Prag, die zentralen grenzüberschreitenden Bahnvorhaben von europäischer Bedeutung ohne weitere Verzögerungen zu realisieren. Hier könne die europäische Einigung und Zusammenarbeit in Mitteleuropa unter Beweis gestellt werden, heißt es in der Erklärung. "Die Verkehrsinfrastruktur ist für den Zusammenhalt unseres Kontinents von größter Bedeutung", macht Tomás Linda deutlich, der Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftskammer der Region Karlsbad.

Konkret geht es in der "Karlsbader Erklärung" um den Ausbau und die Elektrifizierung des transeuropäischen Schienennetzes an der zentralen Nahtstelle von Ost und West. Die Verantwortlichen fordern einen Ausbau zwischen Bayern, Tschechien, Sachsen und Polen, darunter auch der Elektrifizierung der Schienenwege Nürnberg - Marktredwitz - Hof - Chemnitz - Dresden - Görlitz - Breslau/Wroclaw; sowie den für den Schienengüterverkehr wichtigen Abzweig von Marktredwitz nach Eger/Cheb. Ohne das Schließen dieser Lücke kann das Schienen-Dreieck zwischen Dresden, Nürnberg und Prag nicht seine verkehrliche Bedeutung an der ehemaligen Nahtstelle zwischen Ost und West entfalten.

In einem zusammenwachsenden Wirtschaftsraum in der Mitte Europas fehle es noch heute an einer ausreichend guten Anbindung an das leistungsfähige tschechische Schienennetz, für das die Elektrifizierung der deutschen Schieneninfrastruktur die Grundvoraussetzung ist. Der bayerische Abschnitt der Franken-Sachsen-Magistrale sei eine gravierende Infrastrukturlücke zwischen Tschechien und Deutschland.

Dabei geht es um den rund 140 Kilometer langen Lückenschluss zwischen Nürnberg und Marktredwitz bis Hof, beziehungsweise bis Eger/Cheb. In der Mitte Europas verhindere die fehlende Elektrifizierung den durchgehenden Personen- und Güterverkehr. Deswegen verfügen viele mittel- und osteuropäische Staaten über keine direkten Verbindungen nach Süddeutschland und Südwesteuropa, obwohl deren Schienenmagistralen mit europäischen Fördermitteln vielfach bereits ausgebaut und modernisiert worden seien.

Dr. Michael Waasner: Flagge zeigen!
"Genau 20 Jahre nach der Osterweiterung der Europäischen Union müssen wir Flagge zeigen für eine gemeinsame Infrastruktur", fordert der Präsident der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth, Michael Waasner. Er bedauert, dass es auf bayerischer Seite noch immer eine Elektrifizierungslücke gebe.

Er erinnert auch daran, dass bereits 1995 die erste zwischenstaatliche Vereinbarung zur Modernisierung der Strecke Nürnberg - Marktredwitz- Prag unterzeichnet worden sei. "Seit fast 30 Jahren kämpfen wir für die Ertüchtigung des Bahnnetzes."

Martin Kupka, tschechischer Verkehrsminister: Gemeinsam Stimme erheben
"Wir müssen unsere Stimme gemeinsam erheben, denn der Ausbau ist für alle Beteiligten von enormer Bedeutung", mahnt der tschechische Verkehrsminister Martin Kupka.

Die sächsische Verkehrsstaatssekretärin Ines Fröhlich nannte die Sicherstellung von Mobilität für Personen und Güter ein gesamtgesellschaftliches Thema. Deshalb müsse es das gemeinsame strategische Ziel sein, schnellstens voranzukommen. "Unterlassene Entscheidungen der zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte holen uns jetzt ein."

Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale sei auch keine bayerische Angelegenheit, sondern eine internationale, macht der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter deutlich. „Wir müssen den Druck hochhalten, damit wir nicht auf den Sankt- Nimmerleinstag vertröstet werden. Dabei appelliert Christian Bernreiter auch an alle Verantwortlichen, nicht die Straße gegen die Schiene auszuspielen.

Er habe das Gefühl. Dass die derzeitige Bundesregierung das Thema eben nicht vorantreibt, sagte Michael Möschel, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der IHK für Oberfranken. „Wir brauchen nicht immer nur die politischen Versprechen, sondern deren konkrete Umsetzung.

Leidenschaftlicher Appell des Hofer Landrates
Der Hofer Landrat Oliver Bär wendet sich in einem leidenschaftlichen Appell an den Bund, die Trasse von Nürnberg über Marktredwitz nach Prag nicht als Nebenstrecke einzustufen. In ihren jüngsten Beschlüssen habe nun auch die EU der Strecke Priorität eingeräumt. Es gleiche einem unfreundlichen Akt, wenn Deutschland den Ausbau der Strecke nicht weiter betreiben würde, schließlich sei der tschechische Abschnitt längst fertiggestellt.

"Damit hat man uns eine Tür geöffnet, doch wir sind nicht hindurchgegangen", so der Wunsiedler Landrat Peter Berek und Präsident der Euregio Egrensis für die bayerische Seite. „Wir arbeiten jeden Tag daran, die Menschen zusammenzubringen, doch ohne die entsprechende Infrastruktur ist alles nichts.

Mit einem halben Jahr Vorlaufzeit wurde die internationale Verkehrskonferenz von einem einmaligen breiten Konsortium organisiert: IHK für Oberfranken Bayreuth, IHK Nürnberg für Mittelfranken, IHK Dresden, der Wirtschaftskammer der Region Karlsbad, der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung in der Logistik Agentur Oberfranken e.V., dem Landkreis Wunsiedel sowie der Interessensgemeinschaft Elektrifizierung Nürnberg-Bayreuth-Cheb.

Beschluss des EU-Parlamentes macht Hoffnung
Was elf Bundesverkehrsminister seit 1995 nicht geschafft haben, schafft nun vielleicht ein aktueller Beschluss des EU-Parlaments. Große Hoffnungen setzen alle Beteiligten in einen Beschluss zur Fertigstellung großer transeuropäischer Verkehrsprojekte. Die Verordnung über Leitlinien für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes soll einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr schaffen und grenzüberschreitende Mobilität garantieren. Die Strecke über Marktredwitz sei dabei nicht etwa eine Nebenstrecke, sondern ein sehr wichtiger Korridor.

Die Veranstaltung wurde als deutsch-tschechische Projekt wird mit Fördermitteln von der Europäischen Union über das Programm INTERREG Sachsen-Tschechien 2021-2027 im Rahmen des Kleinprojektefonds der EUREGIO EGRENSIS unterstützt.

 
30.04.2024

Was fordern Unternehmen von der EU nach der Wahl?

Für IHK-Unternehmen muss der Bürokratieabbau ganz oben auf der Agenda stehen

Weniger Bürokratie, eine Stärkung des europäischen Energiemarktes und der Schutz vor digitalen Angriffen sind die wirtschaftspolitischen Themen, die aus Sicht der Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth nach der EU-Wahl vorrangig angegangen werden müssen.


Im Rahmen ihrer Konjunkturbefragung wollte die IHK für Oberfranken Bayreuth von ihren Mitgliedsunternehmen wissen, mit welchen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Standort Oberfranken gestärkt werden könne. Dabei ging es um die Frage, welche drei wirtschaftspolitischen Themen nach der Wahl auf EU-Ebene vor allem angegangen werden sollen.

Ganz klar auf Platz 1 steht das allgegenwärtige Thema Bürokratie. 87 Prozent geben an, dass EU-Regulierungen und Bürokratie abgebaut beziehungsweise verhindert werden müssen. Neben der Stärkung des europäischen Energiemarktes mit 45 Prozent Zustimmung, stehen der Schutz vor digitalen und analogen Angriffen mit 40 Prozent und die Vereinfachung der Arbeitskräftezuwanderung aus Nicht-EU-Ländern mit 29 Prozent ganz oben auf der Agenda der Unternehmen. "Aus Sicht unserer Unternehmen stellt sich also die Frage nicht, welche Themen auf EU-Ebene vorrangig angegangen werden sollen", macht IHK-Präsident Dr. Michael Waasner deutlich. "Der Green Deal ist wichtig, aber Europa braucht jetzt vor allem einen Wachstumspakt, um neue Potenziale freizusetzen. Konkret brauchen wir einen weitreichenden Abbau der überzogenen Bürokratie, mehr finanzielle Hilfen für Transformationsprozesse und generell Rückenwind für kleine und mittlere Unternehmen."